Der Aufenthalt Regines in Wien und unsere Fahrten dorthin neigen sich dem Ende. Regine wird Wien zum Jahresende verlassen und wir sind ab August auf Nordamerika-Tour. Also wird diese Fahrt bis auf weiteres die letzte Reise nach Wien sein. Die Reise wird eine von den etwas längeren werden. Schon für die Anreise haben wir eine Woche geplant.
Donnerstag, 1. Juni. Die Abreise geht mittlerweile routiniert von statten. Pünktlich um 11 Uhr morgens verlassen wir die Kentuckyallee. Ich will noch einmal den Camping Ringlesmühle bei Utzmemmingen unweit von Nördlingen besuchen. Wir genießen den üblichen Stau bei Pforzheim, quälen uns durch Stuttgart und haben dann nahezu freie Fahrt durch das Remstal in die Ostalb. Auch wenn die Ringlesmühle ein sehr weitläufiger Campingplatz ist, hat sie genau deshalb recht wenig Stellplätze. Wir dürfen nur eine Nacht bleiben. Ich bin erst einmal frustriert. Wollte eigentlich 2-3 Nächte hier verbringen. Weiterfahren ist in den Ferien sinnlos. Wir genießen die Ruhe hier weit draußen, gehen ein wenig spazieren auf der Suche nach dem Albblick, den wir im dichten Wald nicht finden. Wir sind am dicht bewaldeten westlichen Kraterrand des Nördlinger Ries. Ganz aus der Welt sind wir nicht. Abends schauen wir uns den Stuttgarter Sieg gegen den HSV an.
Freitag, 2. Juni. Gleich nach dem Frühstück packen wir zusammen. Leeren Grauwassertank und Toilette, füllen das Frischwasser auf. Wir wollen nur bis Nördlingen und bekommen auf dem örtlichen Wohnmobil Platz auf der Kaiserwiese an der Stadtmauer einen schönen Stellplatz mit Rasenfläche. Im Verlauf des Tages wird sich Platz gut füllen und so mancher muss weiterreisen. Nördlingen besitzt eine vollständig erhaltene Stadtmauer und zahlreiche Tore und Türme. Die meisten Häuser stammen aus der frühen Neuzeit. St. Georg, die Kirche mitten drin, ist eines der ältesten Gebäude. Im Turmmuseum lernen wir einiges zur Geschichte der Stadt. Im dreißigjährigen Krieg fand hier eine größere Schlacht statt, die die Stadt ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hat. Abends wandern wir über das Foodtruck Festival und genießen Patato Locken. Das anschließende Balkanmenü war weniger gut, dafür war das Hofmühl Helle aus Eichstätt sehr lecker.
Samstag, 3. Juni. Auch die zweite Nacht war ruhig, trotz der Bahnlinie direkt neben uns. Allerdings versprechen die Aufbauarbeiten auf der Festwiese nebenan für nächstes Wochenende deutlich mehr nächtliche Aktivitäten. Ein großer Jahrmarkt ist im werden. Heute haben wir das Rieskrater-Museum besucht. Wir lernen, dass wir uns in Europas größtem Meteoriten-Krater befinden. Der Krater gilt als sehr gut erhalten, auch wenn es uns schwer fällt den Kraterrand als solchen wirklich zu erkennen. Luftbild-Aufnahmen helfen da schon eher. Aber offenbar hatten unsere Vorfahren bereits vor über 300 Jahren den Verdacht, dass hier irgendetwas besonderes passiert sein musste. Die große, fast kreisrunde, tiefe Ebene mitten in einer Mittelgebirgslandschaft ist schon seltsam. Lange wurde ein Vulkanausbruch als Ursache vermutet. Erst 1960 wurde der Beweis erbracht, dass ein Meteorit die geologischen Besonderheiten verursacht hat. Im Museum gibt es Steine, Diagramme und gute filmische Animationen zu sehen. Vor 15 Millionen Jahren hat der Einschlag eine Katastrophe über Süddeutschland gebracht. Im Umkreis von über 50 km gab es kein Leben mehr, weder tierisches, noch pflanzliches. Gesteinsbrocken finden sich noch 400 km entfernt. Anschließend sind wir noch über den Markt spaziert und seit der Rückkehr dösen wir ein wenig vor uns hin. Abends wieder Fußball. Pokalfinale in Berlin.
Sonntag, 4. Juni. Wir sind im sehr katholischen Eichstätt. Stellplatz an der Altmühl. Wir kommen vor zwölf. Es ist genügend Platz. Auf den Fahrrädern sehen wir uns die Stadt an. Recht klein. Pompöse kirchliche Paläste, sonst gibt es nicht viel. Der Dom ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Willibald-Burg wird erklommen. Sie thront hoch oben über dem Tal. Wir haben auf dem Turm der Burg einen herrlichen Blick überblieb die Schleifen der Altmühl und das Städtchen Eichstätt.
Montag, 5. Juni. Radtour hinauf auf die Hochebne hinüber nach Titting ins nächste Tal. Das Anlautertal. Zunächst geht es steil nach oben. Heidi zeigt mir mit dem i:Sy eine lange Nase und zieht zügig vorbei. 160 m Höhenmeter kurz nach dem Start sind schon heftig. Oben weht ein etwas kühler Wind. Die Landschaft ist wellig. Viel Getreideanbau. Heidi vermisst Kuhweiden. Kurz vor Titting geht es steil hinunter ins nächste Tal. Die Anlauter ist ein Seitental der Altmühl und mündet bei Kitting in dieselbe. In den Tälern werden wir von ein paar Baustellen und mäßig ausgeschilderten Umleitungen aufgehalten. Die Absperrungen halten nicht nur Autos auf, sondern auch die Radler. Entlang der Anlauter ist der Weg schlecht und geht immer mal wieder extrem bergauf oder bergab. Immer nur kurz, aber hin und wieder überraschend. Der Weg entlang der Altmühl wird immer besser. Erreicht Rennradl-Qualität. Rückenwind tut ein übrigens um unseren Schnitt gegen Ende deutlich zu verbessern. Der Akku vom i:Sy hat nach den 65 Kilometern noch 40%. Die Solaranlage vom Detlef füllt das Akku zügig wieder auf. Die Räder sind bereit für die nächste Tour.
Dienstag, 6. Juni. Weiterfahrt nach Kelheim. Dort treffen wir Ingrid und Michael. Wir wollen zur Befreiungshalle hinaufwandern. Ein Monumentalbau, erstellt in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom bayerischen König. Feiert die Befreiung von Napoleon. Der deutschen Herrscher können wieder tun und lassen was sie wollen. Das werden sie dann auch zum Leidwesen des Volkes auf Jahrzehnte hin ausnutzen. Der Blick von der Befreiungshalle ins Land ist überwältigend. Man kann bis ganz hinauf und auf der Galerie das Dach umrunden. Abends gehen wir noch Weiße Brauhaus der Schneider Brauerei. Die Brauerei ist berühmt für das Schneider Weiße. Kelheim selbst ist ein nettes kleines Städtchen, dass sich nicht zu einer Fußgängerzone durchringen konnte. Überall stören Autos, fahren herum, stehen herum, fett und breit.