Heute sind wir bei Null Grad aufgewacht. Wir waren dankbar für unsere Heizung. Für die geplante Fahrradtour in Richtung Hermits Rest waren Skiunterwäsche, dicke Socken und Handschuhe angesagt. Am Bahnhof von Grand Canyon Village vorbei fuhren wir den South Rim entlang bis zum ersten View Point. Hier stellten wir fest, dass es doch angenehmer wäre, den kostenlosen Shuttlebus bis Hermits Rest zu nehmen, immerhin 10 km weit. Der Bus hielt an jedem View Point des South Rim und ein Aus- und Zustieg war jederzeit wieder möglich.
Übrigens, der Bahnhof wird tatsächlich noch von einem Zug bedient und bringt einmal täglich Touristen von Williams aus in die Hotels von Grand Canyon Village.
Tierische Begegnungen am Grand Canyon
Fischadler hat sich im warmen vom Canyon aufsteigenden Wind nach oben treiben lassen.
Unser nächstes Ziel war der South Rim des Grand Canyon. Bereits unterwegs gewannen wir erste grandiose Eindrücke vom Canyon. Der Indian Watchtower at Desert View bot uns einen super Überblick bis zum Colorado River tief unten. Im Inneren des Towers werden interessante Einblicke in die Kunstwerke der Native Americans gezeigt.
Bis zum Campground in Grand Canyon Village fuhren wir fast jeden View Point an. Wir konnten uns gar nicht sattsehen… und die Begrüßung am Campground war auch recht nett. Eine Herde Wapitis tummelte sich an der Dumpstation. Absolut nicht scheu.
Vom Monument-Valley in Richtung Grand Canyon fuhren wir lange durch Navajo-Land. Die Straße zog sich ewig bis wir in Tuba City ankamen. Wir blieben zwei Nächte in einem RV-Park mit angrenzendem Hotel und versuchten uns an einem kleinen Radausflug, um die in diversen Reiseführern beschriebenen Dino-Fußabdrücke und versteinerten Dino-Eier zu besichtigen.
Die Straße dorthin war zunächst sehr vielversprechend asphaltiert, ging von einer gut zu fahrenden Gravelpiste und nach kurzer Zeit in eine Sandpiste über. Schon gleich auf dem ersten Meter landete ich in einer vom Sand verdeckten Spalte und bin kunstvoll abgestiegen 😉. Alles ok, aber die Lust an der Weiterfahrt war dahin. Dafür haben wir dann den Trading Post mit entsprechendem Giftshop eingehend besichtigt und erfahren, dass die weißen Siedler mit großer Selbstverständlichkeit alles was sie brauchten, zum Beispiel Wasser, den Native Americans entzogen haben.
Ein Muss für Instagramer ist der Forrest Gump Point im Monument Valley. Vorbei am Mexican Hat – ein Felshaufen mit einem runden flachen Felsen auf der Spitze gibt dem Gebilde seinen Namen. Sieht von weitem aus wie ein Mensch mit einem Sombrero.
Am Forrest Gump Point war viel los. Die Leute lagen zum Teil auf der Straße um die Felsformationen sowie den Highway entsprechend zu fotografieren. Die Aussicht war beeindruckend und weiter im Park konnten wir die rötlich leuchtenden Felsen aus nächster Nähe betrachten. Der Park ist Navajos-Gebiet und kostet noch einmal extra. Der Blick vom Visitor Center aus ist aber großartig.
Eigentlich wollten wir ja ein bisschen weiter kommen, aber nach kurzer Fahrt in Richtung Mexican Hat sind wir zum Goosenecks State Park abgebogen und waren total begeistert.
Der San Juan River schlängelt sich hier durch einen Canyon hindurch. Der Fluss hat sich tief in die Hochebene gegraben. Der Gooseneck (Schwanenhals) sieht gigantisch aus. An der Klippenkante, 300 m oberhalb des Flusses, konnten wir übernachten. Weil es so schön war, blieben wir zwei Nächte.
Die Weiterfahrt über die Cedar Mesa Hochebene in Richtung Mexican Hat endete abrupt an einer Gravel Route, die für längere RVs und Trucks nicht empfehlenswert ist. Es geht den Moki Dugway über mehrere eng am Felsen klebende Kehren 300 m in die Tiefe.
Die Straße endet am Eingang zum Valley of the Gods. Gemäß der Mythologie der Navajos sollen die dortigen Sandsteintürme versteinerte Krieger des Stammes sein. Sie sollen mit ihrer Macht und Stärke junge Krieger auf ihrem Weg begleiten können. Als Leibwächter sozusagen (siehe Wiki). Das Valley wurde auch gerne für Filmproduktionen genutzt, da es dort ähnliche Felsen wie im Monument Valley gibt.
Rainer musste in das Tal auf einer Sandpiste hineinradeln. Mir hat es nach ein paar hundert Meter schon gereicht. Durch das Tal fahren so manche Weltreisende. Rainer ist doch tatsächlich eine DS aus dem Jahr 1973 mit einem französischen Ehepaar begegnet. Sie haben mit dem Fahrzeug schon fast die ganze Welt bereist.
Nach einem wieder einmal notwendigen Ruhe- und Waschtag in Blanding waren die Natural Bridges unser nächstes Ziel. Unterwegs machten wir noch Halt an einer Tankstelle außerhalb der Gemarkung von Blanding um noch Bier zu kaufen. In Blanding wurde kein Alkohol verkauft. Allerdings ist bemerkenswert, was an Energydrinks und sonstigen ziemlich Koffein- und zuckerhaltigen Getränken erhältlich ist.
Die von der Natur durch Flussläufe und Wind geschaffenen Fels-Brücken haben wir von unserem Campground mit dem Fahrrad erkundet. Die erste angesteuerte Brücke (Sipapu Bridge) haben wir nur von oben gesehen. Wir wollten den Trail über Leitern dann doch nicht nach unten wandern. Ein bisschen Höhenangst hatte sich eingeschlichen. Der Weg zur Kachina Bridge war dann wesentlich angenehmer. Wir haben es bis unter die Brücke geschafft. Aber der Aufstieg war dann auch nicht zu verachten.
Die letzte der Brücken, die Owachoma Bridge haben wir dann erst am nächsten Tag erkundet. Sie ist die älteste Brücke und lässt sich gut fotografieren. Der Abstieg hier war einigermaßen moderat und relativ kurz.
Weiter ging es zum Death Horse State Park. Hoch über dem Colorado River sind wir den Rim-Pfad – entlang der Kante – gewandert. Der Legende nach wurden auf einem Felsen über dem Colorado Wildpferde gefangen, die dort verhungert sind. Sie haben sich vom Geruch des Colorado Rivers anlocken lassen, konnten aber nicht mehr weiter. Der Blick von da oben ist atemberaubend.
Im 12 Meilen entfernten Eingang zum Canyonlands mussten wir erstmal 15 Minuten anstehen um diese eindrucksvolle Landschaft zu betrachten. Unser Ziel war der Grand View Point. Rainer hat sehnsuchtsvoll Allrad-Fahrzeuge und Motorräder beobachtet, die weit unter uns eine Piste entlang gefahren sind.
Durch beeindruckende Landschaften – bizarre Felsen und karge Mondlandschaften – fuhren wir nach Moab. Wir hatten einen Time Slot reserviert, um in den Arches Nationalpark fahren zu können. Nach 20 Minuten „anstehen“ fuhren wir in schönen Serpentinen nach oben. Von Felsbögen ist zunächst einmal nichts zu sehen, dafür aber immer wieder riesige Felsmassive in den unterschiedlichsten Formen. Da konnten wir unserer Phantasie freien Lauf lassen.
Gebilde wie beispielsweise der Balanced Rock sehen aus als könnte man dem oberen Fels nur einen Schubs geben und er fällt runter.
Die Double Arches gehören zu den Highlights in diesem Park. Es wimmelte auch nur so von Besuchern. Mich hat es etwas geärgert, dass die Leute überall herumklettern müssen….
Wir haben dann noch weitere Arches erwandert. Hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Nach unserem Aufenthalt in Salt Lake City fuhren wir weiter Richtung Süden. Unser Zwischenstopp bei Rowley`s Red Barn direkt an der Autobahn war insofern beeindruckend, dass auf dem über Harvest Hosts gefundenen Platz sehr viel los war. Viele Familien mit kleinen Kindern waren dort. Es gab ja auch gutes Eis und große Kürbisse zu kaufen. Halloween naht.
Capitol Reef Nationalpark
Die Nationalparks von Utah sind absolut sehenswert. Wir begannen unsere Tour von Torrey aus im Capitol Reef Nationalpark.
Nachdem wir uns im dortigen Visitor Center den America Pass besorgt hatten, fuhren wir bereits hier mit super Aussichten auf diverse Canyons den Scenic Drive zur Capitol Gorge Road. Diese endet an einem Canyon, der nur noch erwandert werden kann. Kaum zu glauben, dass auf diesem Trail einmal eine der ersten Straßen über die Rockys verlief. Der Canyon wird immer enger und wahrscheinlich verlief die „Straße“ dann durch das ausgetrocknete Flussbett.
Ein weiterer Höhepunkt dieses Nationalparks ist die Hickman Bridge. Dafür sind wir erst einmal einige Höhenmeter über dem Fermont River nach oben geklettert um das von der Natur geschaffene Kunstwerk am späten Nachmittag noch zu besichtigen.
Übernachten konnten wir dann auf dem bis dahin schönsten Campingplatz der Tour oberhalb der Canyons mit lediglich vier weiteren Wohnmobilen.