Vom Camp aus hatten wir die Möglichkeit einen ca. 11 km langen Rundtrail zu laufen. Gewarnt wurde vor Bisons und Rattlesnakes. Bisons und besonders deren Hinterlassenschaften konnten wir bewundern, Rattlesnakes nicht. Haben wir aber auch nicht wirklich vermisst.
Der Trail verlief ausschließlich in praller Sonne. Wir waren in der Prärie angekommen! Es ging auf einem schmalen Pfad auf und ab und wir haben auf der gesamten Strecke nur ein Paar aus Regina getroffen. Die beiden hatten sich auf den roten Stühlen niedergelassen, die in Kanada immer an Stellen mit besonders schönen Aussichten stehen. In der Ferne waren einige Bisons zu erkennen.
Die Fahrt zum Grassland Parc ging an Salzseen entlang, die häufig tiefblau wirken mit weißen Ablagerungen am Rand – dem Salz. Laut Wikipedia soll es sich um Kali-Salz handeln. Da muss jetzt mal unser Chemiker ran…
Wir fuhren an Regina vorbei, der Hauptstadt von Saskatchewan immer den Trans Canadian Highway in Richtung Westen.
Bei Swift Current bogen wir im rechten Winkel nach Süden ins „Nichts“ ab Richtung Nationalpark. Es wurde empfohlen, genügend Wasser mitzuführen, da ab 4. September kein Service am Campground geboten wurde. 140 km zum Campground… 20 km vorher in Val Marie war das Visitor Center. Von dort aus ging es auf einer heftigen Gravelroad in den Park zunächst über sog. Texas-Gates. Bei uns bekannt auch aus dem Allgäu um zu verhindern, dass das Vieh wegläuft. Hier sollten die dort lebenden Bisons gehindert werden, das Weite zu suchen.
Der Campground mit ca. 20 Stellplätzen war 2/3 belegt.
Abgesehen vom Wind war es absolut still hier. Daran muss man sich auch erst gewöhnen.
Unsere Fahrt ging weiter über Winnipeg in Manitoba nach Moose Jaw in Saskatchewan. Von Saskatchewan hatte ich bisher noch nichts gehört.
Winnipeg liegt in einer weiten Ebene und ist ein wichtiger Knotenpunkt für Bahngütertransporte. Auch das in der Ebene geerntete Getreide wird dort verladen.
Übernachtet haben wir im Hof einer Brauerei. Im Angebot waren ungefähr 15 Biersorten, die nach Auskunft des Besitzers alle dort gebraut werden. „Onkel Georg“ war allerdings ein Mischgetränk, das wir nicht probieren wollten. Aber „Luthers Folly“ Blonde, ein Lagerbier war ganz gut. Rainer hatte ein „Electric Ale“ probiert. Der Alkoholgehalt sollte immer bei mindestens 5% liegen, sonst schmeckt es nicht….
Weiter nach Moose Jaw war die Landschaft einheitlich eben und die Straße wie mit dem Lineal gezogen. In Moose Jaw konnten wir neben dem größten Elch am Visitor Center übernachten. Den Elch wollten wir nicht fotografieren. War nicht besonders schön….
In der Nähe von Thunder Bay liegt ein ehemaliger Handelsposten der Hudson Bay Company – Fort William.
Das Fort wurde an einem weniger überflutungsgefährdeten Ort etwas entfernt vom tatsächlichen Standort nachgebaut.
Wir wurden von Louis, der in die Rolle eines Voyageurs im Jahr 1815 geschlüpft war, über das damalige dortige Leben informiert.
Sogenannte Voyageure waren französische Guides der Händler, vorwiegend aus Montreal kommend. Gehandelt wurde insbesondere mit Pelzen, die in das Fort gebracht wurden. Gängige Währung waren Biberpelze. Dagegen konnte man im Indian Shop z. B. Werkzeuge, Decken, Waffen und Schmuck erwerben. Voyageure hatten die Pelze auf die Kanus zu schleppen und an Ports zu anderen Flussläufen zu transportieren. Von Fort William nach Montreal dauerte die Reise ungefähr 6 Wochen.
Kanu-Werkstatt
Im Fort lebten in den Wintermonaten lediglich ca. 30 Personen, während in den Sommermonaten bis zu 1500 Leute im Fort waren.
Im Winter hauste die verbliebene Bourgoisie in einem festen Haus, dessen Zentrum ein offener Kamin war. Man stelle sich vor warmes Bier zu trinken…. Der Ale-Shoe diente zum wärmen des Biers.
Ale Schuh zum aufwärmen von Bier
Außerhalb des Fort waren auch Tipis aufgebaut. Sie bestehen aus Baumrinde, insbesondere Rinde von der Birke. Die Stücke wurden jeweils mit Fasern des Baumes zusammengenäht. Sehr interessant.
Die Kanadier sind sehr stolz auf Terry Fox, der mit einer Beinprothese quer durch Kanada gelaufen ist, bis er in Thunder Bay aufgeben musste.
Am Visitor Center von Thunder Bay steht eine entsprechende Statue. Uns wurde empfohlen, an der Mariana in Thunder Bay anzuhalten. Von dort aus geht es in die Stadt!? Und was ganz wichtig war, es lag ein Kreuzfahrtschiff im Hafen.
Nach kurzem Rundgang sind wir dann weiter nach Fort William gefahren. Dort wollten wir 2 Nächte verbringen.
Wir waren ja vorgewarnt, dass es sich ewig ziehen wird bis in den Westen von Kanada. Ab Sudbury ging es Kilometer für Kilometer auf der Trans Kanada rauf und runter, durch die Borealen Waldgebiete, d.h. niedrige Baumarten – vorwiegend Tannen, Fichten und Lärchen. Laub war aber auch dazwischen.
Wo es etwas schönes zu sehen gibt, sind rote Stühle nicht weit!
Zwischendurch haben wir in Sault St. Marie Halt gemacht. Da jeder Ort auf der Strecke eine Besonderheit vorweisen möchte, konnten wir hier eine Schleuse bewundern, die allerdings nur noch für Ausflugsboote genutzt wird. Die größere und wichtigere Schleuse liegt auf der amerikanischen Seite des Lake Superior.
Immer wieder Beispiele für die Kunst der First Nations
Übernachten konnten wir auf einer Blaubeerfarm in Wawa. Wawa hat auch eine Besonderheit: die Canadian Goose!
Diese sind zwar insgesamt sehr verbreitet, hier in Wawa allerdings wurde ihr am Visitor Center ein Denkmal gesetzt.
Jetzt werden die Touren länger. Immer dem Trans Kanada Highway entlang ging es weiter nach Sudbury. Sudbury ist eine Bergwerk-Stadt. Wir besuchten das Sience North Museum, das in und auf einen Felsen gebaut wurde. Das Museum wurde 1986 eröffnet, an einer Stelle, die vorher Brachland war.
Die Förderung von Nickel und die dazugehörigen Chemischen Reaktionen hatten eine derartige Umweltverschmutzung hervorgerufen, dass nichts mehr gewachsen ist. Schwefeldioxid wurde in die Umwelt abgegeben, was auch an den Felsen sichtbar ist. Die oberen Flächen sind noch ganz schwarz. Heute gehen „nur“ noch 10% des Schwefeldioxids durch einen hohen Schornstein in die Luft.
Ein Highlight dieser Stadt ist aber wohl ihr 9 Meter hoher Nickel. Die 5-Cent-Münze steht vor einem Bergwerks-Museum, das leider wegen Vorbereitung auf Halloween geschlossen war.
Die große Tour in Richtung Westen führte uns zunächst noch einmal an Toronto vorbei. Es war sehr viel los, sprich Autolawinen zogen in jede Richtung aneinander vorbei. Wir waren erleichtert als wir dann auf der 400 tatsächlich in Richtung Norden unterwegs waren.
Über Barrie kommend landeten wir am späten Nachmittag an der Wasaga Beach, dem längsten Sandstrand an einem Süßwassersee – dem Lake Huron. Der Strand war noch von einigen Familien bevölkert aber insgesamt war nicht mehr viel los. Das Wasser sah einladend aus, aber für uns verfrorene Europäer war vor allem der Wind doch unangenehm kalt.
Als Übernachtungsplatz hatten wir uns über Harvest Hosts an einem Museum in Coldwater angemeldet. Dieses hatte sich als geschlossen erwiesen war aber wirklich sehr nett. Ein Sammelsurium an alten zusammengesammelten Traktoren und sonstigem landwirtschaftlichen Gerät sowie Gebäude und Anlagen, die zum Teil aus dem Ort Coldwater stammen.
Der Name „Coldwater“ hat Assoziationen zum Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ hervorgerufen. Nach langem Überlegen und Wikipedia kamen wir dann auf den Filmort „Sweetwater“.
Von den Wasserfällen aus geht ein schöner Radweg entlang des Niagara bis nach Niagara-on-the-Lake. Der Weg führt zunächst zum sog. Whirlpool. An dieser Stelle verwirbelt der Niagara ziemlich stark und macht einen fast 90 Grad Knick, bevor es weiter in Richtung Lake Ontario geht.
Der Weg führt an vielen Weingütern entlang bis zur Old City von Niagara-on-the-Lake. Viele Touristen älteren Semesters sind unterwegs….auch ein paar Radler.
Die Niagarafälle sind ja ein absolutes „Muss“ wenn man nach Ontario kommt. Wohingegen wir auf Toronto gut verzichten konnten.
Unser Campground lag nur 6,5 km von den Fällen entfernt und konnte gut mit dem Fahrrad erreicht werden. Es ging entlang einer Straße, an der sich Motels, Hotels und Inns aneinanderreihten. Absoluter Tourismusflair herrschte dann kurz vor den Fällen mit Vergnügungspark etc.
Die Niagarafälle sind von der Fallhöhe vielleicht tatsächlich niedriger als der Wasserfall in Québec sonst aber viel gigantischer. Von der kanadischen Seite sind die Fälle gut zu sehen und die Gischt gut zu spüren. Bei ungefähr 32 Grad sehr angenehm.
Am darauffolgenden Tage haben wir bei nicht mehr so heißem Wetter und Bewölkung noch eine „Made of the Mist“-Tour unternommen. Eine wegen Sprühnebels sehr nasse und spaßige Tour mit dem Ausflugsboot bis nahe an den Horseshoe Fall, den imposantesten und größten der Niagarafälle. Die übergezogenen Plastikponchos hatte ihr Berechtigung.
Interessant ist auch, dass sich hier die Kanadier und Amerikaner das Vergnügen teilen. Die Niagarafälle fallen von den USA nach Kanada.