Gestern war ich in Sachen PSK unterwegs – Assistenz-Übungsleiterlehrgang in Merzhausen und Heitersheim. Mal sehen, was daraus noch wird. Der Kurs war nicht nur geistig sondern auch körperlich anstrengend. Vor allem das Schwimmen hat mich geschlaucht. Da liegt noch viel Arbeit vor mir.
Übernachtet habe ich unweit vom Schulungsort – in Müllheim. Der Ort passt hervorragend ins Tourkonzept. Orte anfahren, die ich vom Namen nach kenne. Müllheim liegt an der A5, unweit der Schweizer Grenze. Hundert Mal vorbeigefahren, nie reingeschaut. Dabei ist das ein richtig lebenswerter Ort. Mit schöner Fußgängerzone und netten Wohngegenden. Und alles sehr ruhig.
Burg Rötteln
Nächster Punkt – Lörrach. Hier steht Badens drittgrößte Burg! Ganz gut erhalten. Lohnt einen Besuch. Sicht muss bei gutem Wetter überwältigend sein. Da dürfte einen das Alpenpanorama schier erschlagen. Na ja, heute ist alles grau, düstere Mittelalter-Stimmung.
Heute letzter Tag am Kaiserstuhl. Der Tag beginnt kühl und regnerisch. Bis Mittag nutze ich die Bettlandschaft im Heck und grüble über Trainingspläne, Pulsbereiche und Synchronisation zwischen diversen Garmin Devices. Gegen eins kommt die Sonne raus. Der Notplan heute nur zu joggen ist schnell verworfen. Die Kaiserstuhl-Pass-Tour soll es sein. Mindestens 5 Passhöhen, steiler, steiler, steiler geht nicht.
Pause am Vogelsang, unterhalb des Totenkopfs
Da die Straßen noch Naß sind, kommt heute das Touren-Bike zu Ehren. Fünf Kilo mehr und noch ein wenig Gepäck. Mal sehen, ob ich damit die Berge raufkomme? Zunächst 15 km eben, aber deutlich mehr Gegenwind wie gestern. Zwanziger Schnitt nicht machbar ohne den Puls nach oben zu jagen. Schon in Bötzingen wird es steil. Das kleinste Ritzel bleibt bis oben die erste Wahl. Man ist das Bike schwer. Gestern ging das alles deutlich leichter! Der Vogelsang-Pass ist geschafft. Die Oberschenkel glühen. Und Du willst noch 4 weitere Höhen packen? Nee, das wird heute nichts. Hinunter nach Oberbergen. Das liegt nicht auf einem Berg, das liegt im Tal! Von hier geht es nur nach oben! Also ein zweiter Pass muss sein. Die Schellinger Matte erklimme ich mit letzter Kraft. Aber die Gegend lohnt den Schmerz alle mal!
Große Tour um den Kaiserstuhl. Von Riegel erst einmal immer Richtung Süden, den Stuhl zur Rechten. Bei Tiengen geht es rechts ab, nach Westen. Der erste kleine Hügel. Grausliche Kreuzung bei Grezhausen. Wo ist hier der Radweg? Ich will nicht auf die Bundesstraße! Nun geht es nach Norden. Der Kaiserstuh rückt näher, die Strecke bleibt flach bis Ihringen und dann geht es nach oben und will nicht mehr enden!
Meine aktive Flowserve-Zeit ist vorrüber. Noch einmal Zeit für etwas Neues. Das muss gut überlegt sein. Also erst einmal 4 Wochen Auszeit. Auch wenn Corona so manchen Plan für diese Periode über den Haufen geworfen hat – wir haben ein Womo. Ein besseres Mittel zu reisen, gibt es in diesen Zeiten nicht. Ich werde die nächsten Wochen in Deutschland bleiben und Orte besuchen, die ich bisher eher links liegen gelassen habe – aus was für Gründen auch immer.
Heute morgen um 10 Uhr bin ich aufgebrochen. Womo war schon voll einsatzbereit. Alles an Bord. Erstes Ziel Riegel am Kaiserstuhl – der Müller-See Campingplatz. Ich bekomme einen Platz direkt am See. Womo-Urlaub heißt auch immer: der Kühlschrank muss voll sein. Also auf das Rad und zum nächsten EDEKA. Danach will ich mich kurz aufs Ohr legen – oh, Schreck! Meine Kissen fehlen! Nur Heidi’s Kissen sind alle da. Das Bettzeug fehlte auf der Checkliste, also auch im Womo.
Zum Abschluss noch zwei faule Tage am Lac Vassiviere. Irgendwo zwischen Limoges und Clermont-Ferrant. Fast in der Mitte Frankreichs. Der Tourismus kann sich hier nicht so recht entscheiden, ob er schon einmal bessere Tage gesehen hat oder ob er sich gerade erst entwickelt. Unser Campground scheint recht neu zu sein. Vieles ist noch recht rudimentär. Der Besitzer war vormals LKW-Fahrer und baut sich nun sein Alterseinkommen auf. Auf der anderen Seite sind Teile des Areals von ungenutzten Gebäuden belegt, die sicher vor 30-40 Jahren eine Blütezeit erlebt hatten. Empfangsgebäude, Seminarhalle und Appartmenthäuser verrotten leer vor sich hin. Der nächste Lebensmittelladen ist mindestens 5 Kilometer entfernt und eher ein Tante Emma-Laden. Einen richtigen Supermarkt findet man erst nach 15 Kilometern in Peyrat-le-Chateau und das ist ein winziges Nest. Die Ecke ist stolz darauf schon mehrfach Teil der Tour de France gewesen zu sein. Die Route um den See ist nach dem alten Tourhelden Raymond Poulidor benannt und war mehrmals Zeitfahrstrecke. Den Rekord hält Miguel Indurain. Er umrundete den See in 29 Minuten und hat dabei 23,5 Kilometer zurück gelegt. Wir lassen uns etwas mehr Zeit und sind nach 1 Stunde und 15 Minuten wieder im Womo.
Ein Ort den jeder Deutsche kennen sollte. Trotz einer gewissen Frankreich-Affinität habe ich es erst heute geschafft Oradour-sur-Glane zu besichtigen. Im Juni 1944 haben deutsche Soldaten 642 Einwohner brutalst niedergemetzelt, erschossen, verbrannt. Frauen und Kinder wurden in die Kirche getrieben, die Kirche in Brand gesetzt. Alle Männer erschossen. Das Dorf wurde nicht wieder aufgebaut. Wir besichtigen es, wie es unsere Großväter verlassen hatten.
Der Sonne entgegen. Die Bretagne ist langsam zu kalt. Wir fahren heute den ganzen Tag. Gegen Abend sind wir auf der Insel. Finden einen netten kleinen Campingplatz. Der Strand ist direkt gegenüber. Mal sehen, wie lange wir es hier aushalten.
Video überqueren der Pont St. NazaireVauban Festung von Chateu d’OleronHafen von Chateau d’OleronFort BoyardStrand von Saint Denis im Norden der Insel
Leider Regen bis gegen Mittag. Wir vertrauen dem Wetterbericht und starten die Fahrräder. Erstes Ziel Locmariaquer – da soll es einen Riesen-Megalithen geben. In Frankreich sind Radwege eher nicht üblich, sodass wir viel auf Landstraßen fahren müssen. Aber die Autofahrer sind geduldig und warten bis der Gegenverkehr überholen zulässt. Das Denkmal ist Corona bedingt nur eingeschränkt zugänglich. Karten für morgen hätten wir bekommen können. Auf der Rückfahrt kommen wir an den großen Hinkelsteinfeldern vorbei. Schon beeindruckend wie unsere Vorfahren vor 4500 Jahren die Steine hierhin geschleppt haben. Der Steinbruch soll zwanzig Kilometer entfernt sein. Die größten Brocken wiegen über 200 Tonnen.