Unsere Weiterfahrt in Richtung Prince Edward Island führte uns über die Province New Brunswick zur Confederation Bridge (12 km lang) nach PEI. Unterwegs machten wir Halt am Fort Beausejour. Von hier aus wurden französische Siedler wieder zurück nach Frankreich geschickt.
LEGO-Modell des Province House – Original wird seit 8 Jahren renoviert, ein paar kleine Ausbesserungen, sollte bald fertig sein.
Die Insel PEI ist insbesondere für Kanadier wichtig, da sich dort Kanada gegründet hat. Die Maritim-Staaten Nova Scotia, New Brunswick und PEI haben sich dort getroffen (1864), als Gäste kamen Ontario und Quebec dazu. Die Gründung erfolgte 1873. Prince Edward Island ist aber erst später beigetreten, obwohl im Province House in Charlottetown die Verhandlungen stattgefunden haben. The Story of Confederation wird dort im Province House in einem Film gezeigt.
Charlottetown selbst ist eine ganz nette Stadt mit viel Tourismus. Im Winter soll es da aber bis minus 40 Grad geben, verursacht durch die kalten Winde des Atlantiks.
Nach einem netten Abendessen mit gewöhnungsbedürftigem Bier Hollywood West Coast IPA (India Pale Ale) mit starker Hopfenbetonung, sprich ziemlich bitter, sind wir noch am Hafen gelandet, um dort das weltweit?! Beste Eis von „Cows“ zu probieren. Das stammt tatsächlich aus PEI. War ganz ok…..
Nicht nur Eis gibt es auf PEI sondern auch Kartoffeln. Der größte Erzeuger ist Cavendish.
Am 8. August ging es 375 km wieder zurück, d.h. Wir haben Cape Breton wieder den Rücken gekehrt und sind in Richtung Five Islands gefahren. Dort kann ein Tiden-Hub von bis zu ca. 15 Metern beobachtet werden. Etwas weniger als das, was wir in der Bay of Fundy noch erwarten können. Dort wollen wir später noch hinfahren.
Wir haben einen schönen Provincial Park Campground direkt am Meer gefunden und konnten dort den Strand bei Ebbe besichtigen. Der Wasser An- und Ablauf geht ziemlich schnell, da das Wasser bei Flut vom Atlantik in das „kleine“ Becken gedrückt wird und wie in einer Badewanne an den Seiten nach oben schwappt. (Kann mich leider nicht wissenschaftlich ausdrücken). Dann wird der „Stöpsel“ gezogen bei Ebbe und das Wasser läuft wieder ab.
Bei Ebbe können die fünf Inseln zu Fuß erreicht werden. Das Zeitfenster beträgt ca. 2 Stunden. Wollten wir jetzt nicht probieren. Außerdem ruft schon unser nächstes Ziel „Prince Edward Island“. Dort müssen vor allem Patrick und Alexandra hin… ihre zehnte kanadische Province innerhalb eines Jahres.
Was ich hier aber auch noch zum ersten Mal tatsächlich sah, war ein Weißkopf-Seeadler.
Nach unserer Übernachtung auf einem Campingplatz an der Mira Bay ging es weiter Richtung Cheticamp auf der Ostseite von Cape Breton. Leider wurde das Wetter schlechter. Wir kamen uns vor wie im schottischen Hochland (Nova Scotia…. Name ist Programm). Der Regen kam aber noch nicht waagrecht von vorne!
Vista Point am Cabot Trail
Unser Campground lag nicht weit von unserem geplanten Wanderweg dem Skyline Trail entfernt. Wir hatten dort 2 Übernachtungen geplant. Aufgrund der feuchten Witterung waren Mosquitos und schwarze Beissfliegen ziemlich aktiv. Zum ersten Mal kam zumindest für mich unsere für Schottland gekauften Fliegennetze für den Kopf zum Einsatz.
Unsere Wanderung am nächsten Tag begann im Regen. Belohnt wurden wir aber durch eine Elchkuh, die unseren Weg gekreuzt hat. Alexandra war ganz aus dem Häuschen, dass wir tatsächlich einen echten Moose gesehen haben.
Unser erster Trip ab Halifax hat uns an der Südküste von Nova Scotia zum Spry Bay Campground am Taylor Park geführt. Hier habe ich die erste Bekanntschaft mit beißenden Fliegen gemacht. Habe ziemlich allergisch reagiert. Der Platz war aber sehr schön und wir konnten dort unsere vom Hund gefressene Butter ersetzen…
Am nächsten Tag (3.8.23) fuhren wir weiter zum Battery Provincial Park bei St. Peters . Hier konnten wir eine Tiden-Schleuse besichtigen und haben St. Peters mit dem Fahrrad erkundet. Die Städtchen, die ja in keinster Weise unserer Vorstellung von Städten entsprechen, sind in der Regel weit auseinander liegende Häuser mit ein paar Einkaufsmöglichkeiten. Alles wird mit dem Auto erledigt. Pick ups gehören zur begehrten Kategorie.
St. Peter
Der Campingplatz ist sehr großzügig angelegt und liegt innerhalb des Nationalparks, bzw. hier Provincial Parc. Dort waren wir zwei Nächte.
Weiter ging es am 5.8. nach Louisbourg. Dort haben wir Patrick und Alexandra getroffen, die am Morgen von Neufundland mit der Fähre in North Sidney angekommen sind. Wir habe das „Forteresse-de-Louisbourg“ besichtigt, das nach Funden Originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Zwischen 1720 und 1748 wurde das Fort von Frankreich gehalten und es wurde relativ viel Handel betrieben. Danach wurde das Fort von den Briten zerstört.
Gestern Abend hatte ich den Stromkonverter getestet. Heute muss das Warmwasser getestet werden. Eine warme Dusche am morgen nach einer gut durchschlafenen Nacht und ein erstes Frühstück mit Bageln. Dump Station und Toilettencassette entleeren klappt auch.
Den Rest des Tages fahren wir gemütlich durch einsame aber nicht menschenleere Gegend. Viele Kirchen, große Kinderspielplätze. Keine Tankstelle, keine Läden. Zwischendurch ein Alkoholladen. Wir erstehen Bier, Wien und Sekt. Es dauert 3 Stunden bis wir wieder in einer Stadt mit Supermarkt landen. Antigonish, eine Stadt mit Universität und Autobahnanschluss. Sieht nach Wachstum aus. Viel Bautätigkeit. Über Port Hawkesbury kommen wir schließlich auf Cape Breton an. Der ganze Tag war geprägt durch weite Wälder und dunkelblaues Meer und wilde Flüsse mit einigen kleine Erhebungen.
…eigentlich ja schon der 2. Tag. Gestern haben wir den Tag damit verbracht, dass wir zunächst unser WoMo called Detlef im Hafen von Halifax abgeholt haben. Wir waren den ganzen Tag damit beschäftigt, Detlef abzuholen, den Mietwagen zum Flughafen zurückzubringen und unsere Schränke und den Kühlschrank zu füllen. Wir durften ja nichts einführen. Zoll und sonstiges liefen problemlos ab. Interessant war, wie häufig wir unseren Pass vorzeigen und entsprechende bereits häufig vorhandene Daten wieder und wieder abspulen mussten. Am Schluss waren alle wohl zufrieden. Wichtig war immer, wie lange wir in Kanada bleiben wollen!
Heute haben wir unsere Airbnb Gastgeber wieder verlassen. Sie waren super nett! Ein junges Paar mit zwei Hunden (einer davon ist ein fürchterlicher Kläffer) und zwei Katzen und schönen Pool im Garten. Wasser konnten wir dort auch tanken!
Bei unserem ersten Picknick-Stop haben wir dann festgestellt, dass uns unsere Butter abhanden gekommen ist. Wir vermuten, dass das Päckchen von dem anhänglicheren Hund vereinnahmt wurde und wir davon wohl nichts gemerkt haben…
Jetzt sind wir auf unserem ersten campground Spry Bay in Nova Scotia in der Nähe von Sheet Harbour gelandet. Hier ist noch alles leer. Am kommenden langen Wochenende wird’s wohl ziemlich voll hier.
Mittlerweile ist unser Detlef in Halifax eingetroffen. Für Dienstag, 1.8., ist um 9:00 Uhr die Übergabe vereinbart. Die Reederei hat sich gemeldet. Das Haus wird für unsere Katzen-Sitter vorbereitet. Morgen kommen sie zur Besichtigung und Einweisung. Es gibt einen USB-Stick mit einigen Videos zu diversen Hausspezialitäten und ein kleines Handbuch. Die Steuerung der Heizung ist ohne ein paar Infos nicht auf Winterbetrieb einstellbar. Heidi hat noch ein paar Daueraufträge angelegt. Ich musste noch mit der Telekom und unserem Internet-Anschluss kämpfen. Kurz vor Abreise eine neue FritzBox ist natürlich gefährlich. Aber seit gestern scheint der Internet-Anschluss stabil zu laufen. Für Montag früh wird in Karlsruhe ein Verkehrschaos erwartet. An einigen neuralgischen Punkten werden nahezu gleichzeitig Straßenbahngleise erneuert. Straßen werden gesperrt. Die Tram fährt nicht mehr zum Bahnhofs-Vorplatz. Zunächst wollten wir ein Taxi buchen. Aber große Teile des Nord-Süd-Verkehrs werden direkt an der Nordstadt vorbeigeführt. Sobald wir unseren Stadtteil verlassen, werden wir im Stau landen und das mit einem überraschten Taxi-Fahrer wollen wir uns dann doch nicht geben. Also die Tram. Gibt eine Sonderlinie vom Marktplatz zum Bahnhof. Etwas früher losfahren und wir sollten unseren 10 Uhr Zug nach Mannheim bekommen.
Detlef steht im Hafen von Halifax
Sonntag, 30.7, alles ist bereit. Die Wohnung gereinigt. Der Koffer gepackt. Aber Check-In geht schief. Nach Eingabe aller Daten kommt die Meldung „ADP Status do not board“. Was heißt das denn? Mehrmals Check-In wiederholt. Meldung ändert sich nicht. Anruf bei der Airline. Er könne da auch nichts machen. Wir wurden zufällig ausgewählt. Hä? Schließlich probiere ich es noch einmal. Tatsächlich eine unauffällige Meldung weist auf ein falsches Ablaufdatum hin. Oh je, Zahlendreher bei Heidi‘s Reisepass. Gültig bis 2032 und nicht 2023. Kaum macht man es richtig schon klappt es. Wir haben unseren Boarding Pass.
To-Do-Listen abhaken, Womo zur Inspektion, intensiv außen und innen reinigen. Auch auf das Dach steigen. Die letzten Winkel vom Dreck befreien. Eine US-Kfz-Versicherung abschließen, dreimal so teuer wie bei uns. Schließlich Montag, 4.7., Fahrt in den Hamburger Hafen – Unikai, Schuppen 48. Zuvor letzte Übernachtung in Deutschland auf einer Raststätte im Harz und dann morgens um 6 auf nach Hamburg. Ich darf über die Köhlbrandbrücke. Irre hoch das Teil. Fast schon alpin. Im Hafen geht alles sehr schnell. Doch zunächst breite ich noch ein wenig Plastikfolie über Bett, Sitzbank, Fahrer- und Beifahrersitz. Liegt noch irgendetwas herum? Am Automaten vor dem Bürogebäude der Reederei Nümmerchen ziehen und zur Anmeldung. Der Kollege wartet schon auf mich. Kontrolliert Fahrzeug- und Führerschein. Ich erhalte einen Lieferschein mit Barcode und einen Buzzer. Soll zurück ins Fahrzeug und sobald der Buzzer brummt, darf ich zur Schranke, Barcode scannen und zu einem Parkplatz fahren. Kaum bin ich im Womo brummt das Teil schon. An der Schranke habe ich ein kleines Problem. Für den oberen Barcode-Scanner ist mein Fahrzeug zu klein und für den unteren zu hoch. Geht dann aber doch und die Schranke öffnet sich. Am Parkplatz werde ich ebenfalls schon erwartet. Während ich einem der beiden Herren den Buzzer und den Fahrzeugschlüssel übergebe, schaut der zweite nach Schäden am Fahrzeug. Findet offensichtlich nichts und nachdem ich meinen Rucksack aus dem Womo geholt habe, ist schon alles erledigt. Ich muss noch kurz auf das Taxi des Sicherheitsdiensts warten, dass mich die 200 m zurück zum Ausgang fährt.
Detlef und die Fahrräder stehen im Hafen
Keine 15 Minuten Fußweg von der Reederei ist ein S-Bahn-Halt. Die S-Bahn bringt mich schnell zum Hauptbahnhof. Hier beginnt das leider üblich gewordene Chaos der Bahn. Zwischen Altona und Hauptbahnhof ist die Oberleitung gestört. Da fast alle ICEs Richtung Süden in Altona starten, geht aktuell nichts mehr. Ich bekomme dann doch einen Bummel-ICE, der meine Verspätung in Grenzen hält. 25 Stunden nach Abfahrt in Karlsruhe bin ich wieder zurück. Jetzt beginnt das große Warten.
10.7. Detlef wird auf die Atlantic Sun verladen
Am Tag nachdem die Atlantic Sun den Hafen verlassen hat, kommt die Frachtrechnung. Der Frachtbrief, mit dem wir Detlef in Halifax abholen können, kommt natürlich erst als die Rechnung bezahlt ist.
12.7. Detlef steht in Antwerpen. Lustig: das ISY-Fahrrad war schon Stunden vorher da ;.))
Zwischenzeitlich haben wir noch eine Unterkunft in Halifax für zwei Nächte gebucht und einen Mietwagen geordert. Laut Reiseagentur sind einige Wege zurück zu legen, bevor wir unser Motorhome wieder übernehmen dürfen. Außerdem kommen wir erst am Abend des 31.7 am Flughafen an, wenn Spedition und Zoll bereits geschlossen sind.
17.7. Liverpool ist erreicht. Die Atlantic Sun lag das ganze Wochenende weit draußen vor dem Hafen. Gab wohl keinen Landgang
Ich ordere noch eine Krankenversicherung. Das Haus wird für die Katzensitter vorbereitet. Am Wochenende gibt es eine kleine Abschiedsparty.
Mittlerweile ist die Atlantic Sun auf hoher See und kann mit kostenlosen Diensten nicht mehr geortet werden. Die kanadische Spedition meldet sich und will eine Fahrzeug-Übergabe für Donnerstag den 27. Juli vereinbaren. Das Schiff wird pünktlich in Halifax erwartet.
Mittwoch, 7. Juni. Linz. Wir besuchen Voestalpine Stahlwelt. Voestalpine ist der größte Stahlhersteller Österreichs und mittlerweile eine Weltfirma. Ich hatte mir das Museum etwas spektakulärer vorgestellt. Man sollte das Museum mit einer Werksführung verbinden. Das Werk selbst sieht vom Dach des Museums gigantisch aus. Wir fahren noch weiter bis Tulln und übernachten auf dem Parkplatz der ehemaligen Gartenschau.
Donnerstag, 8. Juni. Römer Stadt Carnuntum. Morgens holen wir Regine und Oliver in Ottakring ab. Es ist Feiertag und Detlef darf in Wien parken. Die Römer hatten um 100 A.D. ein riesiges befestigtes Heerlager und eine große Stadt fünfzig Kilometer südöstlich von Wien an der Donau errichtet. Wien wurde erst nach Aufgabe von Carnuntum groß. Die Ausgrabungsstätte ist ziemlich groß und man sieht hier nicht nur alte Steine! Es wird an vielen Stellen versucht die Stadt zum Leben zu erwecken. Es gibt volleingerichtete Wohnhäuser, Lagerhäuser und ein römisches Bad mit funktionstüchtiger Fußbodenheizung. Das Ganze ist sehr weitläufig. Am besten man kommt mit dem Fahrrad vorbei. Nur so lassen sich alle Ausstellungsstätten bequem besichtigen.
Freitag, 9. Juni. Heute pausieren wir ein wenig. Keine Besichtigung. Nachmittags Ottakring.
Samstag, 10. Juni. Heidi wird Nachmittags mit Ingrid und Regine töpfern. Ein Weihnachtsgeschenk von Regine für die beiden Schwestern. Wir treffen uns im Adler. Ein nettes kleines Kaffeehaus unweit vom Volkstheater. Die Wartezeit verbringen Michael und ich mit einer kleinen Wanderung zum Hundertwasserhaus. Leider hat das zugehörige Museum wegen Umbau geschlossen. Abends geht es dann noch arabisch essen. Ich verabschiede mich von Heidi. Sie wird morgen früh mit der Bahn zurück fahren.
SchwedenplatzFernheizkraftwerk
Sonntag, 11. Juni. Erste Nacht ohne Heidi. Mache mir die alten Semmeln in der Omnia. Arbeite am Vormittag ein wenig. Auf der Seite der PWF-Stiftung kann sich niemand für den Newsletter registrieren. Ist ein wenig tricky. Da Stefan natürlich mit anderen Tools arbeitet als ich, aber schließlich kann ich das Problem beheben. Am frühen Nachmittag mache ich einen gemütlichen Lauf. Abends bin ich dann noch einmal bei der jungen Familie. Oliver ist total aufgedreht. Es gibt ein leckeres Abendessen. Ich radele nach Ottakring. Man kann tatsächlich von der Donau bis zu den Schupps auf Radwegen durch Wien. Erst die letzten 500 Meter teilt man mit den Autos.
Montag, 12. Juni. Ich wache erst um acht Uhr auf. Die Straße neben dem Campingplatz ist auch Montag früh kaum belebt. Nachts meinte ich ein Schiff gehört zu haben. Ich versuche wieder mich von Resten zu ernähren. Der letzte Joghurt und der letzte Apfel kommen ins Müsli. Gegen neun Uhr fange ich mit dem Aufräumen an. Um 10 komme ich weg. Wassertank voll. In den Grauwassertank etwas Keddo gegen den aufkommenden Gestank. Das Bad hatte seit gestern üble Gerüche. Dachte erst es sei die Toilette. Jetzt ist wieder alles wohlduftend. Ich möchte heute an der Donauschlinge übernachten. Das Navi führt mich auch gleich Donau aufwärts zur Rollfähre nach Korneuburg. Ich bin gespannt ob das klappt. Die Fähre sieht verdammt klein aus und der Zugang ist schmal. Gut, dass Heidi nicht an Bord ist: niemand sagt wir kommen nicht über den Steg. Auch wenn ich der erste am Haltepunkt bin, so holt der Bootsmann zunächst einen PKW hinter mir auf die Fähre. Ich darf dann hinterher und klemme mich neben dran. Anstatt 4 Fahrzeugen, haben nur 3 Platz. Gewartet hatten aber auch nur drei. Wohnmobile müssen pro Tonne einen Aufpreis bezahlen. Ich werde als klein eingestuft und bleibe bei einer Tonne Zusatzkosten. Die kleine Gierseilfähre hat schnell übergesetzt. Schlägel an der Donauschlinge erreiche ich am frühen Nachmittag. Das Navi ist etwas verwirrt. Es führt mich über den Parkplatz eines Restaurants auf die kleine Straße entlang der Donau. Vier Kilometer auf einer einspurigen Straße mit sehr wenigen Ausweichstellen und mit vielen Radfahrern. Ob das gut geht? Links die Donau, rechts der Fels oder Wald. Erst kurz vor Inzell kommt mir ein SUV entgegen. Vorsichtshalber weiche ich auf den Grünstreifen aus. Die Mühe wird belohnt. Ein kleiner, einsamer und fast leerer Campingplatz direkt an der Donau taucht auf. Vielleicht fünf Wohnmobile, eben soviel Zelte und ein kleines Hotel für Radfahrer. Eigentlich wollte ich heute einen langen Lauf machen, aber schon nach wenigen Metern merke ich, heute geht das nicht. Also raus aus den Laufklamotten und rauf aufs Fahrrad. Ich fahre 15 km Donau abwärts. Hier gibt es nur wenige, sehr kleine Siedlungen. Immer mal wieder eine Fähre und seit 2 Stunden kommen die dicken Kreuzfahrer vorbei. Machen heftig Lärm und sind schon früh zu hören. Da sieht man noch lange nichts.
Der Aufenthalt Regines in Wien und unsere Fahrten dorthin neigen sich dem Ende. Regine wird Wien zum Jahresende verlassen und wir sind ab August auf Nordamerika-Tour. Also wird diese Fahrt bis auf weiteres die letzte Reise nach Wien sein. Die Reise wird eine von den etwas längeren werden. Schon für die Anreise haben wir eine Woche geplant.
Eichstätt auf der Willibald-Burg
Donnerstag, 1. Juni. Die Abreise geht mittlerweile routiniert von statten. Pünktlich um 11 Uhr morgens verlassen wir die Kentuckyallee. Ich will noch einmal den Camping Ringlesmühle bei Utzmemmingen unweit von Nördlingen besuchen. Wir genießen den üblichen Stau bei Pforzheim, quälen uns durch Stuttgart und haben dann nahezu freie Fahrt durch das Remstal in die Ostalb. Auch wenn die Ringlesmühle ein sehr weitläufiger Campingplatz ist, hat sie genau deshalb recht wenig Stellplätze. Wir dürfen nur eine Nacht bleiben. Ich bin erst einmal frustriert. Wollte eigentlich 2-3 Nächte hier verbringen. Weiterfahren ist in den Ferien sinnlos. Wir genießen die Ruhe hier weit draußen, gehen ein wenig spazieren auf der Suche nach dem Albblick, den wir im dichten Wald nicht finden. Wir sind am dicht bewaldeten westlichen Kraterrand des Nördlinger Ries. Ganz aus der Welt sind wir nicht. Abends schauen wir uns den Stuttgarter Sieg gegen den HSV an.
Freitag, 2. Juni. Gleich nach dem Frühstück packen wir zusammen. Leeren Grauwassertank und Toilette, füllen das Frischwasser auf. Wir wollen nur bis Nördlingen und bekommen auf dem örtlichen Wohnmobil Platz auf der Kaiserwiese an der Stadtmauer einen schönen Stellplatz mit Rasenfläche. Im Verlauf des Tages wird sich Platz gut füllen und so mancher muss weiterreisen. Nördlingen besitzt eine vollständig erhaltene Stadtmauer und zahlreiche Tore und Türme. Die meisten Häuser stammen aus der frühen Neuzeit. St. Georg, die Kirche mitten drin, ist eines der ältesten Gebäude. Im Turmmuseum lernen wir einiges zur Geschichte der Stadt. Im dreißigjährigen Krieg fand hier eine größere Schlacht statt, die die Stadt ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hat. Abends wandern wir über das Foodtruck Festival und genießen Patato Locken. Das anschließende Balkanmenü war weniger gut, dafür war das Hofmühl Helle aus Eichstätt sehr lecker.
Samstag, 3. Juni. Auch die zweite Nacht war ruhig, trotz der Bahnlinie direkt neben uns. Allerdings versprechen die Aufbauarbeiten auf der Festwiese nebenan für nächstes Wochenende deutlich mehr nächtliche Aktivitäten. Ein großer Jahrmarkt ist im werden. Heute haben wir das Rieskrater-Museum besucht. Wir lernen, dass wir uns in Europas größtem Meteoriten-Krater befinden. Der Krater gilt als sehr gut erhalten, auch wenn es uns schwer fällt den Kraterrand als solchen wirklich zu erkennen. Luftbild-Aufnahmen helfen da schon eher. Aber offenbar hatten unsere Vorfahren bereits vor über 300 Jahren den Verdacht, dass hier irgendetwas besonderes passiert sein musste. Die große, fast kreisrunde, tiefe Ebene mitten in einer Mittelgebirgslandschaft ist schon seltsam. Lange wurde ein Vulkanausbruch als Ursache vermutet. Erst 1960 wurde der Beweis erbracht, dass ein Meteorit die geologischen Besonderheiten verursacht hat. Im Museum gibt es Steine, Diagramme und gute filmische Animationen zu sehen. Vor 15 Millionen Jahren hat der Einschlag eine Katastrophe über Süddeutschland gebracht. Im Umkreis von über 50 km gab es kein Leben mehr, weder tierisches, noch pflanzliches. Gesteinsbrocken finden sich noch 400 km entfernt. Anschließend sind wir noch über den Markt spaziert und seit der Rückkehr dösen wir ein wenig vor uns hin. Abends wieder Fußball. Pokalfinale in Berlin.
Eichstätt
Sonntag, 4. Juni. Wir sind im sehr katholischen Eichstätt. Stellplatz an der Altmühl. Wir kommen vor zwölf. Es ist genügend Platz. Auf den Fahrrädern sehen wir uns die Stadt an. Recht klein. Pompöse kirchliche Paläste, sonst gibt es nicht viel. Der Dom ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Willibald-Burg wird erklommen. Sie thront hoch oben über dem Tal. Wir haben auf dem Turm der Burg einen herrlichen Blick überblieb die Schleifen der Altmühl und das Städtchen Eichstätt.
Montag, 5. Juni. Radtour hinauf auf die Hochebne hinüber nach Titting ins nächste Tal. Das Anlautertal. Zunächst geht es steil nach oben. Heidi zeigt mir mit dem i:Sy eine lange Nase und zieht zügig vorbei. 160 m Höhenmeter kurz nach dem Start sind schon heftig. Oben weht ein etwas kühler Wind. Die Landschaft ist wellig. Viel Getreideanbau. Heidi vermisst Kuhweiden. Kurz vor Titting geht es steil hinunter ins nächste Tal. Die Anlauter ist ein Seitental der Altmühl und mündet bei Kitting in dieselbe. In den Tälern werden wir von ein paar Baustellen und mäßig ausgeschilderten Umleitungen aufgehalten. Die Absperrungen halten nicht nur Autos auf, sondern auch die Radler. Entlang der Anlauter ist der Weg schlecht und geht immer mal wieder extrem bergauf oder bergab. Immer nur kurz, aber hin und wieder überraschend. Der Weg entlang der Altmühl wird immer besser. Erreicht Rennradl-Qualität. Rückenwind tut ein übrigens um unseren Schnitt gegen Ende deutlich zu verbessern. Der Akku vom i:Sy hat nach den 65 Kilometern noch 40%. Die Solaranlage vom Detlef füllt das Akku zügig wieder auf. Die Räder sind bereit für die nächste Tour.
Die Befreiungshalle hoch über Kelheim und der Donau
Dienstag, 6. Juni. Weiterfahrt nach Kelheim. Dort treffen wir Ingrid und Michael. Wir wollen zur Befreiungshalle hinaufwandern. Ein Monumentalbau, erstellt in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom bayerischen König. Feiert die Befreiung von Napoleon. Der deutschen Herrscher können wieder tun und lassen was sie wollen. Das werden sie dann auch zum Leidwesen des Volkes auf Jahrzehnte hin ausnutzen. Der Blick von der Befreiungshalle ins Land ist überwältigend. Man kann bis ganz hinauf und auf der Galerie das Dach umrunden. Abends gehen wir noch Weiße Brauhaus der Schneider Brauerei. Die Brauerei ist berühmt für das Schneider Weiße. Kelheim selbst ist ein nettes kleines Städtchen, dass sich nicht zu einer Fußgängerzone durchringen konnte. Überall stören Autos, fahren herum, stehen herum, fett und breit.