Oktober Tour – Tag 1 – Riegel

Meine aktive Flowserve-Zeit ist vorrüber. Noch einmal Zeit für etwas Neues. Das muss gut überlegt sein. Also erst einmal 4 Wochen Auszeit. Auch wenn Corona so manchen Plan für diese Periode über den Haufen geworfen hat – wir haben ein Womo. Ein besseres Mittel zu reisen, gibt es in diesen Zeiten nicht. Ich werde die nächsten Wochen in Deutschland bleiben und Orte besuchen, die ich bisher eher links liegen gelassen habe – aus was für Gründen auch immer.

Heute morgen um 10 Uhr bin ich aufgebrochen. Womo war schon voll einsatzbereit. Alles an Bord. Erstes Ziel Riegel am Kaiserstuhl – der Müller-See Campingplatz. Ich bekomme einen Platz direkt am See. Womo-Urlaub heißt auch immer: der Kühlschrank muss voll sein. Also auf das Rad und zum nächsten EDEKA. Danach will ich mich kurz aufs Ohr legen – oh, Schreck! Meine Kissen fehlen! Nur Heidi’s Kissen sind alle da. Das Bettzeug fehlte auf der Checkliste, also auch im Womo.

Ab in die Waschstraße

Unser Womo hat nach 2900 Frankreich Kilometern eine Vollreinigung auch außen verdient. Womo waschen ist nicht ganz ohne. Automatische Anlagen verbieten sich, die verkratzen die Fenster und blasen Wasser in die Auslassschächte. Also Handwäsche und viel Platz und auch das Dach strotzt vor Dreck.

Euro Truck Wash Karlsdorf

Im Internet habe ich die EuroTruckWash.de gefunden. Ist eigentlich eine große LKW-Waschanlage. Aber auf der Preisliste finden sich auch Womo-Kosten. 71 Euro wird der Spaß kosten. Dafür kümmert sich auch ein Mitarbeiter fast 45 Minuten um unseren Detlef. Also Zeit mitbringen. Es ist Dienstag, etwa 11:00, ein Fahrzeug vor mir in der Anlage. Gegen 12:30 bin ich fertig und bekomme ums Eck noch Diesel für 99 Cent den Liter.

7.7.21: Mittwoch-Mittag, nichts los, aber auch wenig Personal. Geht also auch nicht schneller. Zwei Stunden einplanen!

15.11.22: Dienstag, kurz vor 9 eingetroffen, lange Schlange vor mir. Danach kommt nur ein LKW. Eintreffen zwischen 10 und 11 könnte sinnvoll sein. Ich denke heute brauche ich 3 Stunden. Inzwischen kostet die Reinigung 88 Euro

8.3.23: Mittwoch, leichter Regen, bei der Abfahrt 2 Grad, gegen 10:30 eingetroffen. Bin der einzige vor den Toren. Aber wenig Personal im Einsatz. Fahre erst kurz vor 13:00 vom Hof. Preis unverändert.

26.6.23: Montag, heiß und sonnig. Ankunft 8:35. Ein LKW wartet, einer wird bearbeitet. Aber nur eine Person, die reinigt. Wartezeit etwa eine Stunde. Also wie fast immer. Womo wird sehr gründlich gereinigt.

Lac de Vassivière

Zum Abschluss noch zwei faule Tage am Lac Vassiviere. Irgendwo zwischen Limoges und Clermont-Ferrant. Fast in der Mitte Frankreichs. Der Tourismus kann sich hier nicht so recht entscheiden, ob er schon einmal bessere Tage gesehen hat oder ob er sich gerade erst entwickelt. Unser Campground scheint recht neu zu sein. Vieles ist noch recht rudimentär. Der Besitzer war vormals LKW-Fahrer und baut sich nun sein Alterseinkommen auf. Auf der anderen Seite sind Teile des Areals von ungenutzten Gebäuden belegt, die sicher vor 30-40 Jahren eine Blütezeit erlebt hatten. Empfangsgebäude, Seminarhalle und Appartmenthäuser verrotten leer vor sich hin. Der nächste Lebensmittelladen ist mindestens 5 Kilometer entfernt und eher ein Tante Emma-Laden. Einen richtigen Supermarkt findet man erst nach 15 Kilometern in Peyrat-le-Chateau und das ist ein winziges Nest. Die Ecke ist stolz darauf schon mehrfach Teil der Tour de France gewesen
zu sein. Die Route um den See ist nach dem alten Tourhelden Raymond Poulidor benannt und war mehrmals Zeitfahrstrecke. Den Rekord hält Miguel Indurain. Er umrundete den See in 29 Minuten und hat dabei 23,5
Kilometer zurück gelegt. Wir lassen uns etwas mehr Zeit und sind nach 1 Stunde und 15 Minuten wieder im Womo.

Staumauer überqueren
Mittagessen

Oradour-sur-Glane

Ein Ort den jeder Deutsche kennen sollte. Trotz einer gewissen Frankreich-Affinität habe ich es erst heute geschafft Oradour-sur-Glane zu besichtigen. Im Juni 1944 haben deutsche Soldaten 642 Einwohner brutalst niedergemetzelt, erschossen, verbrannt. Frauen und Kinder wurden in die Kirche getrieben, die Kirche in Brand gesetzt. Alle Männer erschossen. Das Dorf wurde nicht wieder aufgebaut. Wir besichtigen es, wie es unsere Großväter verlassen hatten.

Hinkelstein-Tour

Leider Regen bis gegen Mittag. Wir vertrauen dem Wetterbericht und starten die Fahrräder. Erstes Ziel Locmariaquer – da soll es einen Riesen-Megalithen geben. In Frankreich sind Radwege eher nicht üblich, sodass wir viel auf Landstraßen fahren müssen. Aber die Autofahrer sind geduldig und warten bis der Gegenverkehr überholen zulässt. Das Denkmal ist Corona bedingt nur eingeschränkt zugänglich. Karten für morgen hätten wir bekommen können. Auf der Rückfahrt kommen wir an den großen Hinkelsteinfeldern vorbei. Schon beeindruckend wie unsere Vorfahren vor 4500 Jahren die Steine hierhin geschleppt haben. Der Steinbruch soll zwanzig Kilometer entfernt sein. Die größten Brocken wiegen über 200 Tonnen.

Pointe St Mathieu

Die vergangene Nacht hat es durchgeregnet. Am späten Nachmittag soll es weiter regnen. Wir wollen die trockene Periode nutzen und zum westlichsten Punkt des französischen Festlandes radeln, der Pointe St Mathieu. Die Radtour hat einige giftige Anstiege. Heidi brettert mit vollen 250 Watt Brose Motor Unterstützung an mir vorbei und schaut oben gelangweilt meinen Bemühungen den Hügel zu erklimmen zu. Am frühen Nachmittag sind wir zurück.Wäsche waschen. Der Tag wird mit jeder Stunde sonniger. Endlich mal faulenzen. Der Urlaub ist da.

Gasversorgung in Frankreich

Oh je, im Sommer ist der Absorber-Kühlschrank der Gasverbraucher Nummer 1. Vor allem, wenn man autark irgendwo in der Gegend steht. Spielt natürlich keine Rolle, wenn man auf dem Camping-Platz steht und Landstrom zieht. Aber in diesem Jahr stehen wir vor allem auf Womo-Stellplätzen und die bieten außer Entsorgung und Wasser nichts an. Also verbrennt der Absorber Gas Tag und Nacht, außer wir fahren durch die Gegend. Nach 3 Tagen ist dann die angebrochene Flasche leer. Laut Handbuch benötigt der Absorber pro Tag gut 2l Gas! D.h. die nächste Flasche ist in 5-6 Tagen auch leer. Nach Hause fahren? Aber in Frankreich gibt es doch an jeder Ecke Gasflaschen! Nur welche ist die richtige? In Tregastel gibt es einen Automaten mit 24h Gasversorgung der Firma Butagaz. Ein Automat, also niemand, den man fragen kann. Das Internet bietet widersprüchliches. Ja, Gas kannst Du in Frankreich kaufen, Flasche leihen, Pfand bezahlen, irgendwann zurückgeben, aber Du brauchst einen Adapter, den gibt es natürlich nur in Deutschland. Der Franzose braucht den ja nicht. Die graublaue 13l Propangas-Flasche wird von einzelnen empfohlen. Aber immer wieder taucht der Adapter D4 auf. Heute morgen dann Risiko !!! Womo am Automaten abgestellt. Versucht mit diesem zu kommunizieren. Ja, er hat eine graublaue und will mir auch eine vermieten. Visa-Karte reinschieben. Empfangsbestätigung wird gedruckt, Abbuchungsbestätigung wird gedruckt und dann: Vorgang abgebrochen, Kartenlesefehler. 43 Euro weg.

Heidi ruft: Tür zu Fach 15 ist auf. Tatsächlich mit der Tür öffnet sich der Zugang zu einer vollen Flasche. Dumm nur, die Tür zu Fach 14 war schon die ganze Zeit auf, da steht auch eine volle graublaue! Okay, wir sind ja ehrlich.

Nun, auf zum Womo, Gasfach öffnen, deutsche Flasche raus, französische rein. Anschließen, Schraubverschluss passt, hurra! Gas öffnen, Gas-Druck steigt, prima, die Gasversorgung ist gesichert. Der Urlaub kann weitergehen.

Butagaz-Station beim Super U

Wir sammeln Erlebnisse und keine Briefmarken