Unser nächstes Ziel war Seattle, wo ein alter Freund von uns aus Studienzeiten lebt. Im Norden von Seattle haben wir Boeing Future of Flight einen Besuch abgestattet. Hier wird zur Zeit vor allem die 777 gebaut. Mit einem Shuttle ging es auch in die Werkshalle. Stolz sind sie hier aber vor allem auf den Bau der 747. Eine solche Maschine hätten wir wahrscheinlich im Boeing Museum besichtigen können. Das Museum liegt aber im Süden von Seattle…
In Seattle lässt es sich mit Sicherheit gut leben. Wir besuchten Downtown und das Seattle Center mit dem weltbekannten 184 Meter hohen Space Needle, das anlässlich der Weltausstellung von 1962 erstellt wurde. Erreicht haben wir die Attraktion mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem erst zwei Jahre existierenden Lightrail 1 und der kurzen Fahrt mit der Monorail zwischen den Häusern von Seattle.
Wir haben festgestellt, dass wir Innenstädte bisher immer dann besuchten, wenn das Wetter wie auch hier nicht so toll war.
Bevor wir weiter in Richtung USA gefahren sind, haben wir erst noch unser frisches Essbares wie Zwiebel und Knoblauch an Nachbarn auf dem Campground verschenkt. Nach USA dürfen ja keine frischen Lebensmittel eingeführt werden. So fuhren wir mit leerem Kühlschrank und reinem Gewissen in Richtung Grenze. Wir rechneten mit einem längerem Aufenthalt dort. Ein Schweizer hatte uns schon vorgewarnt….Mit einem europäischen RV…
Aber alles halb so schlimm. Zunächst standen wir erst mal 30 Min vor der Grenze, dann hat uns der Zöllner 10 Min lang ausgefragt und auch nach der Fahrgestellnummer gefragt, die bei europäischen Autos natürlich nicht an der Frontscheibe sichtbar ist. Danach hat er uns großzügig zum durchchecken heraus gewinkt. Wir mussten den Schlüssel im Fahrzeug lassen und uns ins „Empfangsgebäude“ begeben. Hier wurden wir noch einmal ausgefragt, Visa geprüft und Fingerabdrücke genommen. Am wichtigsten aber war ob wir irgendwelche nicht akzeptablen Lebensmittel dabei hatten. Wir wurden dann vier kanadische Eier los, die erst aktuell aufgrund irgendeines Virus nicht mehr mitgenommen werden durften. Außerdem konfiszierten sie ein Paket ungeöffneten Reis aus Indien.
Nach knapp zwei Stunden hatten wir es dann geschafft.
Die letzten beiden Tage in Vancouver nutzten wir um noch einmal den Stanley Park zu durchwandern und am Beaver Lake vorbei zu den Totem Poles der First Nations zu gelangen. Zurück zur Lions Gate Bridge entlang des Stanley Park Seawalls, kamen wir an der hier hausenden Meerjungfrau vorbei. Im Gegensatz zu Kopenhagen ist sie hier bekleidet und daher als „Girl in a Wet Suit“ bekannt.
Fahrradtour zur Capilano Suspension Bridge und Lynn Canyon
Als Alternative zur Capilano Suspension Bridge haben wir dann die Hängebrücke über den Lynn Canyon besucht. Zwar nicht so spektakulär aber sehr nett.
Die Capilano Suspension Bridge ist eine Hängebrücke über den Capilano River und mit ihre 140 Metern Länge und 70 Metern Höhe mit Sicherheit sehr beeindruckend. Nachdem wir die Busladungen und die Eintrittspreise gesehen hatten, haben wir davon abgesehen die Brücke zu begehen. Unsere Fahrradtour führte uns dann weiter hoch in die Berge um Vancouver. Die Wohngegenden hier muss man sich wohl auch leisten können. Rainer hatte sich die Tour als Bergtraining mit 413 Höhenmetern ausgesucht.
Vancouver hat uns mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. Unser RV-Park lag sehr günstig am Fuße der Lions Gate Bridge gegenüber von Downtown Vancouver. Die Lage der Stadt ist toll.
Wir unternahmen zunächst eine Fahrradtour über die Brücke in und durch den Stanley Park. Der Park ist Naherholungsgebiet für die Einwohner und wird auch gerne von Touristen besucht. Beeindruckend sind die vielen Wasserflugzeuge die regelmäßig im Hafen starten und landen und vom Park aus sehr gut zu beobachten sind.
Nach Vancouver Downtown konnten wir mit einem Bus fast direkt vom Stellplatz aus fahren. Der Ticketkauf hat sich als etwas schwierig erwiesen, da wir eigentlich eine Tageskarte haben wollten. Hat dann aber alles gut geklappt. Wir haben die Dampfuhr besichtigt, die dann doch wesentlich kleiner ist als erwartet, und sind an der Waterfront entlang bis zur ältesten Kirche gewandert. Solche Kirchen sind als Highlight angegeben, verschwinden aber regelmäßig im Schatten der Hochhäuser.
Vorbei am Mount Robson, mit seinen knapp 4000 m Höhe der höchste Berg der kanadischen Rockys, ging es Richtung Südwesten zum nächsten Ziel: Vancouver. Vom Berg haben wir leider nichts gesehen, man konnte ihn nur ahnen.
Über diverse Attraktionen entlang des Fraser Rivers fuhren wir wärmeren Regionen entgegen. Im Alexandra Provincial Parc war eine alte Brücke zu besichtigen und am Hells Gate ging eine Gondel an der engsten Stelle des Fraser zwischen den Felsen hinunter. Für über 30 Dollar pro Person war uns das zu teuer.
In Yale, einer alten Goldgräber-Stadt besuchten wir das direkt an der Bahnstrecke liegende historische Museum. Besichtigen konnten wir Zelte, die im 19. Jahrhundert als Unterkunft dienten, sowie eine kleine Kirche. Gefühlt alle 10 Minuten kam ein Güterzug vorbei. Zum Teil auch mit interessanter Containerbeladung.
Übernachtet haben wir an einer Käserei kurz vor Vancouver.
Kurz vor Jasper wurden wir vor aggressiven Elks gewarnt, haben aber keinen gesehen sondern nur gehört. Von unserem Campground in die Stadt waren knapp 4 km zurückzulegen. Jasper ist zwar auch touristisch, war aber nicht so überlaufen wie Banff.
Ein wichtiger Ort für die Bahn von West nach Ost. Ewig lange Güterzüge waren wieder unterwegs.
Wir fuhren am nächsten Tag weiter…es fing wieder an zu regnen! Wir beschlossen daher, die Rockys schon eher als geplant zu verlassen.
Wir sind bis zum heutigen Rand des Gletschers über Geröll gewandert. Es war schon beeindruckend zu sehen, wie der Gletscher die Felsen abgeschliffen hat und wieviel Geröll hier transportiert wurde. Das erste Schild zum Gletscher zeigt das Jahr 1908 und liegt an der Straße. Jedes Jahr weicht der Gletscher um 5 Meter zurück, so dass wir ein ganzen Stück bis zu einem Parkplatz am Fuße des Eisfeldes fahren mussten.
Auch am Gletscherrand macht der Tourist nicht Halt. Es gibt Touren auf dem Eis und sogar Extra Bustrips auf dem Eisfeld werden angeboten.
Die Weiterfahrt nach Jasper führte uns auch an den im Frühjahr verbrannten Wäldern vorbei. Ab Eingang zum Jasper Nationalpark waren alle Campgrounds geschlossen und je näher wir dem Ort kamen, desto deutlicher wurde das Ausmaß der Brände sichtbar. Interessant war aber, dass die wunderbar Herbst-gelben Blätter der Birken und Aspen noch vorhanden waren.
Die Bäume bilden überhaupt einen sehr schönen Kontrast zum sonstigen moosgrün der Nadelbäume.
Weiterfahrt in Richtung Jasper Nationalpark über eine der schönsten Straßen Kanadas. Es war auch wirklich beeindruckend in den Rocky Mountains an vielen Gletschern vorbei nach Jasper zu fahren.
153 km zur nächsten Tankstelle
Begonnen haben wir am Bow Lake bei 3 Grad. Hier kamen jetzt zum ersten Mal unsere Winterklamotten zum Einsatz, einschließlich Mütze und Handschuhe.
Weiter ging es bis auf 7000 Fuß bzw. 2100 Meter hinauf. Ein weiteres Highlight war der Peyto Lake. Eine kurze Wanderung zum höchsten Punkt des Icefields hat uns einen wunderschönen Blick gewährt. Aber wieder relativ viele Leute, die sich über den ersten liegen gebliebenen Schnee freuten und an einer ganz speziellen Stelle unbedingt ein Bild machen mussten.
Das Wetter meinte es nicht gut mit uns. Der Winter in den Rocky Mountains ist nicht mehr weit…
Nachdem ich mein im Visitor Center liegen gelassenes Smartphone wieder hatte, haben wir uns mangels verfügbarem Shuttlebus-Platz mit dem Fahrrad auf den Weg zum Lake Moraine und Lake Louise gemacht.
Eine Fahrradtour von insgesamt ca. 35 km und lt. Garmin 580 Höhenmeter haben wir uns zugemutet. Dank I:sy ging’s für mich wieder ganz easy, während Rainer mal wieder eine Trainingseinheit absolvieren konnte.
Der Lake Moraine hat eine wunderbare Farbe, die hier die Gletscherseen aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit alle aufweisen. Das Blau ist kaum zu glauben. Der Ausflug hat sich trotz Regen gelohnt. Auch die vielen Asiaten lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Auf dem Rückweg zum Campground sind wir dann noch kurz am Lake Louise hängengeblieben. Hier gibt es wieder einen typischen Instagram Hotspot. Es ist schon lustig, wie die Leute Schlange stehen, nur um ein entsprechendes Bild zu machen.
Auf dem Weg nach Lake Louise haben wir noch einen Zwischenstopp am Johnston Creek Trail zu den Wasserfällen eingelegt. Eine kurze Wanderung auf einfachen Wegen war angesagt. Zwei große Parkplätze waren bereits um 10 Uhr fast voll. Wir dachten wir sind in der Nebensaison unterwegs…
Wir sind bis zu den Upper Falls gelaufen, bei den Lower Falls haben wir uns nicht in die Schlange der Besucher eingereiht.
An den Upper Falls war dann schon deutlich weniger los, obwohl man sich auch hier anstellen musste um ein entsprechendes Foto zu machen. Manche Leute müssen dann auch noch x-mal überprüfen, ob ihr Bild was geworden ist oder nicht.